Ostermarsch in Stuttgart

Unsere Rede zum Auftakt des Ostermarschs 2025 in Stuttgart vor dem US-EUCOM in Stuttgart-Vaihingen

Liebe Mitmenschen,

ich spreche hier für den Friedenstreff Vaihingen. Wir treffen uns jeden 1. Donnerstag im Monat. Wer sich gemeinsam mit uns für den Frieden engagieren möchte, ist herzlich willkommen.

Wir haben uns intensiv mit der Frage befasst, was den Menschen im Kern ausmacht. Ob er beispielsweise von Natur aus böse ist. Ob darin die Ursache für Kriege zu finden sein könnte. Das Gegenteil ist der Fall: Wir sind eine extrem kooperative, egalitäre und solidarische Spezies. Fast 300.000 Jahre war die Menschheitsgeschichte durch ein außergewöhnlich hohes Maß an Kooperation geprägt. Das war unser Erfolgsgeheimnis.

Unser Blick auf die aktuelle Weltlage zeigt uns, dass an die Stelle der Kooperation als Wesentliches Merkmal die Konkurrenz getreten ist. Und zwar sowohl innerhalb der Gesellschaft als auch auf zwischenstaatlicher Ebene. Dieser Wandel begann mit der Sesshaftwerdung, der Möglichkeit Vorräte anzulegen und mit dem Privateigentum. Es entstanden Klassengesellschaften und wir blicken auf eine jahrtausendelange Geschichte von Unterdrückung, von Unterwerfung und Ausbeutung anderer Menschen und der Natur durch die jeweils herrschende Klasse. Aber auch auf eine Geschichte von gesellschaftlichem Fortschritt und vor allem seit dem Siegeszug des Kapitalismus auf eine rasante technische Entwicklung. Diese ist aber verbunden mit Expansions- und Wachstumszwang. Und mit einer Konkurrenz der Nationalstaaten um Ressourcen.

Damit sind auch die tieferen Ursachen für Kriege benannt. Kriege werden geführt, um bestimmte Ziele zu erreichen, die mit anderen Mitteln nicht mehr erreicht werden können. Diese Ziele liegen nicht im Interesse der Mehrheit der Menschen, die einem Land leben, sondern im Interesse einer kleinen Minderheit, der Kapitalisten, in diesem Land. Für die ist es wichtig, günstiger an Rohstoffe zu kommen, sowie Transportwege und Absatzmärkte zu kontrollieren oder auch Zugang zu billigen Arbeitskräften zu erhalten. Für dich und mich, für euch alle, für unsere Nachbarn und die Menschen in allen anderen Ländern wäre das Konzept der Kooperation wesentlich besser, weil es ohne Zerstörung und Tod auskommt.

Die internationale Konkurrenzsituation der großen Wirtschaftsmächte, deren Gerangel um die Vormachtstellung ist hochgefährlich. Es kommen dabei Mittel zum Einsatz wie Zementierung von Abhängigkeiten, Finanzhilfen, die an Bedingungen geknüpft werden, Einflussnahme auf und durch NGOs, Regime Change, Zollpolitik bis hin zum Wirtschaftskrieg. Und führen diese Maßnahmen nicht zum Ziel, dann werden auch militärische Mittel eingesetzt.

Die arbeitende Bevölkerung, will Frieden und weiß, dass sie im Krieg nur verlieren kann. Das gigantische Aufrüstungsprogramm in Deutschland – unter dem Vorwand sich gegen Russland wappnen zu müssen – geht zu Lasten von Ausgaben für Soziales, Bildung, Pflege usw.

Ein Vorwand ist das deswegen, da die NATO-Staaten der EU heute schon Russland militärisch weit überlegen sind. Nur Satelliten hat Russland momentan mehr als die europäischen NATO-Staaten. Aber die europäischen Nato-Staaten haben fast doppelt so viele aktive Soldat*innen, mehr als doppelt so viele Kampfpanzer und fast doppelt so viele Kampfflugzeuge wie Russland. Für einen Verteidigungsfall sollte das reichen. Militärs gehen von einer Überlegenheit von 3:1 aus, damit ein Angriff Aussicht auf Erfolg hat.

Balkendiagramme zum Vergleich der militärischen Stärke von Russland, der Ukraine und den europäischen NATO-Staaten in verschiedenen Waffengattungen. In den Waffengattungen Kampfflugzeuge, Panzer und Truppenstärke übertreffen die europäischen NATO-Mitgllieder Russland im Verhältnis 2:1
Quelle Grafik: Stuttgarter-Zeitung, 7. März 2025

Die führenden Wirtschaftsmächte der Welt sind im aktuellen Wirtschaftssystem gezwungen, ihre errungene Position zu verteidigen und sich immer höhere Positionen zu erkämpfen. Der wirtschaftliche Aufstieg des einen macht dem anderen die Position streitig. So funktioniert Kapitalismus im globalen Maßstab.
Aber Krieg widerspricht dem sozialen und kooperativen Kern des Menschseins. Genau dies gibt Anlass zur Hoffnung in einer Welt, die mehr und mehr aus den Fugen gerät und gefährlich nahe an den Abgrund eines „führbaren“ Atomkrieges rutscht.

Stehen wir also auf und engagieren uns für Dialog, Völkerverständigung und Frieden und denken wir über Alternativen zum Kapitalismus nach. Gesellschaftlicher Fortschritt heißt für uns, in Frieden und Freiheit zu leben. In einer Gesellschaft ohne Ausbeutung von Mensch und Natur.

Um Kriege dauerhaft abzuschaffen brauchen wir ein System, das unseren sozialen und kooperativen Kern zur Geltung bringt. Das wird im Kapitalismus nicht gelingen. Es ist nicht machbar, wenn einige Wenige sich weiterhin Profite privat aneignen, denn das ist die Triebfeder für Konkurrenz und Wachstumszwang.

Ich ende mit einem kleinen Ausschnitt aus dem Solidaritätslied von Brecht. Er gibt uns einen Ausblick auf eine friedlichere Alternative des Zusammenlebens auf diesem Planeten:

Schwarzer, Weißer, Brauner, Gelber,
Endet ihre Schlächtereien!
Reden erst die Völker selber
werden sie schnell einig sein.


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